Ich war Anfang 30, als ich als Musiktherapeutin in der Kursana Residenz Maria Enzersdorf gearbeitet habe. Frau Lotte, eine Alzheimer-Patientin, beobachtet mich die ganze Zeit über mit diesem Blick, den ich viel später erst als "jetzt kommt gleich ein Kommentar-Blick" einstufe. Plötzlich fragt sie aus dem Nichts: "Und Sie, was ist mit Ihnen?" Ich darauf: "Ja, was ist mit mir?" Frau Lotte: "Worauf warten Sie? Heiraten, Kinder kriegen, hopp hopp hopp! Sonst ist es zu spät, wie bei meiner Tochter, und dann sind Sie unglücklich."
Tatsächlich habe ich in dieser Phase meines Lebens intensiv darüber nachgedacht, wie meine Lebensplanung familientechnisch weitergehen soll. Frau Lotte konnte zum Zeitpunkt ihres Kommentars eigentlich keinen klaren Gedanken mehr formulieren, wusste nicht mehr, wie sie heißt noch wie alt sie ist.